Gedichte die keine Gedichte sind

sommerregen...

fällt sanft über den park
ein düsenriese röhrt
den brunftschrei der technik
beantwortet der regen
mit heftigerem rauschen

mit ausgebreiteten armen
tollende kinder
naßschimmernd
die in asphalt gequetschten bäume

gierig saugt das rund des sandes
wohl der hunde wegen freigelassen
das wasser

ein alter im hauseingang
wartet
eine frau mit regenschirm
eilt zum einkauf

ein junger mann
dem regen nichts ausmacht
polizei sa ss
auf der jacke

von bäumen fallen große tropfen
ich steige
in die schmutzige sterilität
der u-bahn hinunter

(Berlin 1982)

Und am Samstag alleine

Eine verbrauchte Frau
schenkt mit zitternder Hand
Wodka
in Plastikbecher

Ich passe
ruft einer
der nicht sehr gesund aussieht
Die anderen trinken
während der Regen auf sie
unhörbar nieselt

Macht wohl gerade
ne Selbstentziehungskur
Vielleicht hält er ja
beim zweiten oder dritten mit

Vorbei
in der Markthalle
beschließe ich
heute nichts zu saufen

Abends
in der bekannten Kneipe
unbekannte Menschen
mit ein paar haste schon mal gequatscht
aber
man hat sich nichts zu sagen

Zwei Frauen
labern
Der nebenan glotzt
ins Leere

Musik
um das Tote zu überdecken
Ich bestell n´ Bier

Später
im Superfly
aufgetakelte Tussen
stolzierene Schönlinge
Und noch n´ Bier

Endlich
ein Mädchen das mir gefällt
aber die Stimmung der lebenden Toten
hält mich schon so lange in Klauen

Ich gehe
durch leisen Regen
zum nächsten Busstop

Trinke
in der Tag und Nachtkneipe
noch n´ Bier

Auch dort
das merk ich
wohnt unsichtbar
die alles beherrschende
Tödlichkeit

(Berlin 20.6.82)

Das Leid der Welt und wie es endet

Buddhistisch)

Wer Unwissend ist, hat Willen
Wer Willen hat, ist sich seiner selbst bewußt
Wer sich seiner selbst bewußt ist, manifestiert sich in einem Körper
Wer einen Körper hat, besitzt sechs Sinne
Wer sechs Sinne besitzt, berührt
Wer berührt, fühlt
Wer fühlt, besitzt
Wer besitzt, will behalten
Wer behalten will, muß handeln
Wer handelt, wird sündigen
Wer sündigt, bringt den Schmerz in die Welt
So ensteht das Leid der Welt


Wer Wissend ist, hat keinen Willen
Wer keinen Willen hat, ist sich seiner selbst nicht bewußt
Wer sich seiner selbst nicht bewußt ist, manifestiert sich nicht in einem Körper
Wer keinen Körper hat, besitzt keine sechs Sinne
Wer keine sechs Sinne besitzt, berührt nicht
Wer nicht berührt, fühlt nicht
Wer nicht fühlt, besitzt nicht
Wer nicht besitzt, will nicht behalten
Wer nicht behalten will, muß nicht handeln
Wer nicht handelt, wird nicht sündigen
Wer nicht sündigt, bringt keinen Schmerz in die Welt
So endet das Leid der Welt

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